ATLANTIKÜBERQUERUNG: ERLEDIGT!
30. Januar 2016

ATLANTIKÜBERQUERUNG: ERLEDIGT!

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30. Januar 2016

Marokko war eine großartige Erfahrung für uns, doch nachdem wir 15 Prothesen aufgebaut und angepasst hatten, war es an der Zeit, aufzubrechen zu einer der größten Herausforderungen für jeden Segler: die Atlantiküberquerung.

Zunächst haben wir die Imagine, unsere Lagoon 410, zu den Kanarischen Inseln gesegelt. Dort haben wir dass Schiff aufs genaueste gecheckt um sicherzustellen, dass wir in der Lage sind, den Atlantik sicher zu überqueren. Jedes Detail wurde überprüft, beginnend mit dem Rigg bis hinunter in die Bilgen. Sobald eine stabile Wetterlage zu erkennen war haben wir proviantiert und gestaut… Ihr könnt uns glauben: nie zuvor hatten wir einen derartig langen Bon an der Kasse eines Supermarktes!

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Nach einem letzten guten Essen verließen wir am 5. Dezember 2015 die sicheren Gewässer des Hafens von Las Palmas in Richtung Karibik. Eine neues, schwer zu beschreibendes Gefühl erfüllte uns. Eine Mischung aus gespannter Erwartung, Adrenalin, Respekt und Neugier, wie man sie nur vor großen Herausforderungen fühlt. Wir sahen uns in die Augen, gaben unserer Imagine noch ein paar Streicheleinheiten und setzten die Segel: 2800 Meilen, unendliches Blau, Wellen, Sonne und Wind erwarteten uns.

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Die ersten sieben Tage waren ruhig: wir entschieden uns für einen südwestlichen Kurs und setzten unseren Spinnaker. Ein moderater Wind trug uns bei Sonnenschein und warmen Nächten voran. Wir segeln mit durchschnittlich 6 Knoten und so dachten wir, wir können es gut bis Weihnachten schaffen. Die Imagine war einfach phantastisch. Sie bewegte sich sanft durch die Wellen. Täglich passierten Delfinschulen unsere Route. Neugierig spielten sie mit dem Boot. Vermutlich wunderten sie sich, welch seltsamer, großer, orangefarbener Fisch da mitten auf dem Atlantik herumschwimmt. Und manchmal schien es uns so, als würde auch Imagine mit den Delfinen spielen.

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Kurz vor den Kapverden schlief der Wind ein. Wir starteten den Motor in der Hoffnung, er würde bald wieder auffrischen. Doch nach zwei Tagen unter Motor entschieden wir, mit dem Treibstoff hauszuhalten, alles abzuschalten und auf den Wind zu warten. Das war ein unglaublich magischer Moment: mitten im atlantischen Ozean, das Wasser glatt wie ein Spiegel. Wir spielten mit einer großen Wasserschildkröte, fischten vom Boot aus und fingen einen sehr leckeren Mahi Mahi. In den Nächten schauten wir Filme – über uns nichts als tausende von Sternen. Zwei weitere Tage vergingen auf diese Art. Wir werden niemals dieses großartige Gefühl vergessen, auf einem kleinen orangefarbenen Lagoon sanft in der Mitte des Atlantik auf den Wellen zu schaukeln.

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Am Morgen des 17. Dezember klopfte der Wind endlich wieder an unsere Tür – dieses Mal allerdings war von Sanftheit nichts zu spüren. 5, 6, 7 Beaufort, dazu kamen hohe, steile Wellen und Kreuzseen. Keine Chance mehr, unseren leichten Spinnaker zu setzen. Angetrieben nur noch von unserem gerefften Großsegel, stampfte und tanzte die Imagine durch den Atlantik, surfte die großen Wellen hinunter und machte unglaubliche Geräusche. Trotz allem war unsere Katamaran stabil und steif, nahm Welle für Welle, durchgerüttelt und geschüttelt aber stabil. Wir hätten kein besseres Schiff kaufen können als die Imagine! Wir gewöhnten uns schnell an die neue Situation und nahmen unseren normalen Tagesauflauf wieder auf: jeder von uns schlief 3 bis 4 Stunden in der Nacht, wir kochten, luden die Wettervorhersage herunter, lasen, checkten das Schiff. Es gab heftige Böen, so dass wir oft steuern und Ausschau halten mussten. Aber alles funktionierte bestens.

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Durch die vier Tage Flaute konnten wir es nun nicht mehr bis Weihnachten nach St. Lucia schaffen. Statt dessen verlebten wir einen unvergesslichen Weihnachtsabend auf See und verspeisten den größten Mahi Mahi, den wir während der gesamten Überfahrt gefischt hatten. Es gab phantastisches Weihnachtsessen, Geschenke und sogar einen Weihnachtsbaum!

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In den frühen Morgenstunden des 27. Dezember konnten wir die Silhouette von Saint Lucia am Horizont ausmachen: nach 2873 zurückgelegten Meilen und der Überquerung des atlantischen Ozeans hatten wir zwei und unsere Imagine es geschafft! Wie fühlten wir uns? Als hätten wir den Ozean überquert… es gibt keine anderen Worte, um das zu beschreiben! Wow – wir haben es geschafft! Und was denkt ihr, was wir zuerst nach unserer Ankunft gemacht haben? Wir haben der Imagine eine gründliche Wäsche zukommen lassen. Sie war überkrustet mit Salz und hatte sich wirklich die beste Behandlung verdient. Nach einigen Tagen machten wir uns auf die Suche nach unseren nächsten Patienten. Dabei wurden wir unterstützt vom Gesundheitsministerium von Saint Lucia – aber davon erzählen wir euch demnächst.

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Den Ozean zu überqueren war eine der größten Herausforderungen unseres Lebens! Wir bekamen, falls das überhaupt noch möglich war, noch mehr Vertrauen ineinander und vor allem in unsere Imagine. Wir haben unsere Entscheidung, das Schiff zu kaufen, nicht eine Sekunde bereut. Wir sind dankbar und froh, ein so stabiles und zuverlässiges Schiff zu besitzen, leicht zu handhaben, wunderbar zum darin leben und phantastisch zu segeln! So, nun ist es aber wieder Zeit, zu arbeiten und ein wenig Hoffnung auch hierher zu bringen. Glück kann den Ozean überqueren und an jeden Ort der Welt kommen!

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